| 12. Piyu 譬喻 "illustratives Erläutern" 
Die Worte können kraft des Wortmusters "Piyu" auch so zurechtgelegt werden, dass beschriebener Gegenstand oder erzähltes Geschehen für das innere, geistige Auge etwa durch einen Vergleich anschaulich sichtbar werden.
								 BeispieleKlassisches Chinesisch 
告子曰: "性, 猶湍水
也: 決諸東方則東流,決諸西方則西流. 人性之無分於善不善也,
猶水之無分於東西也."                         
孟子曰: "水信無分於東西,無分於上下乎? 人性之善也, 猶水之
就下也; 人無有不善, 水無有不下. 今夫水: 搏而躍之, 可使過顙; 激而                    
行之, 可使在山, 是豈水之性哉, 其勢則然也. 人之可使為不善, 其性亦猶是也.
								
								 
								
Gaozi yue: "Xing, you tuan shui                            ye: jue zhu dong fang ze dong liu,                jue zhu xi fang ze xi liu. Ren xing                   zhi wu fen yu shan bu shan ye, you                 shui zhi wu fen yu dong xi ye."                  Mengzi yue: "Shui xin wu fen yu                 dong xi; wu fen yu shang xia hu?                Ren xing zhi shan ye, you shui zhi              jiu xia ye; ren wu you bu shan,                             shui wu you bu xia. Jin fu shui: bo                er yue zhi, ke shi guo sang; ji er                   xing zhi, ke shi zai shan, shi qi shui           zhi xing zai, qi shi ze ran ye. Ren                        zhi ke shi wei bu shan, qi xing yi                     you shi ye.
								 
Gaozi sagte: "Die Natur ist wie das strömende Wasser. Öffne einen Gang nach Osten und es fließt ostwärts, öffne einen Gang nach Westen und es fließt westwärts. Die Natur des Menschen kennt keinen Unterschied zwischen Gut und Nichtgut, ebenso wie das Wasser keinen Unterschied zwischen Osten und Westen kennt." Mengzi sprach: "Tatsächlich kennt das Wasser keinen Unter- schied zwischen Osten und Westen; kennt es aber auch keinen Unterschied zwischen oben und unten? Die Menschen- natur neigt zum Guten, ebenso wie das Wasser nach unten fließt. Unter den Menschen gibt es keinen, welcher nicht gut wäre, ebenso wie es unter den Wassern keines gibt, welches nicht abwärts fließt. Was jetzt das Wasser angeht: Schlägt man es und  läßt es springen, so kann man es bis über die Stirn schicken; läßt man es anbrand- en und leitet es, so kann man es auf einen Berg schicken; aber ist das wirklich die Natur des Wassers? Man wendet Gewalt an, deshalb ist es so. Die Menschen können dazu gebracht werden, das Nichtgute zu tun, dabei wird ihre Natur auf eben diese Weise behandelt."
								
								 Quelle: Menzius,  
									siehe Xiucixue  
									S. 148 f.Modernes Chinesisch 
愁, 好像味精, 少放一點, 滋味無窮; 多放了, 就要倒盡胃口.
								
								 
Chou, haoxiang weijing, shao fang yidian, ziwei wuqiong; duo fangle, jiu yao daojin weikou.
								 
								
Kummer, ist wie Glutamat, nimmt man nur ein bisschen, dann schmeckt es fabelhaft; nimmt man viel, möchte man sich übergeben.
								 Quelle: Wu Yi "Reisstroh",  
									siehe Xiucixue  
									S. 149Erinnert an ...
									"Similitudo""Metapher""Metaphora""Metaphorik""Vergleich""Bild""Pictura""Epischer Vergleich" Ausführliche Erklärung Der folgende Text ist gleich dem im Buch Xiucixue  S. 145 ff.A. Das Wortzurechtlegemuster1. HinführungDas folgende Beispiel zeigt eine
Begriffspyramide. Es ist das Wort Spargel, das ausgehend von einem
Textzitat Marcel Prousts die verschiedenen Abstraktionsebenen bis zum
leerst möglichen Begriff hinaufgetrieben wird.
 
Vollzieht man die Stufen verstehend von unten weg mit, so zeigt sich,
dass der Begriff des Spargels zuunterst am anschaulichsten ist und
nach und nach mit zunehmenden Abstraktionsgrad an Anschaulichkeit
verliert. Was hier anhand des Worts Spargel demonstriert wird, lässt
sich mit jedem Wort (zumindest in eine der beiden Richtungen)
vollziehen. In diesem Zusam- menhang gilt es, die Möglichkeit
hervorzuheben, die Anschaulichkeit der Sprache im Allgemeinen durch
ein sprachliches Hinuntergehen in Richtung Individualbegriff zu
steigern. 
 Der Individualbegriff stellt den höchsten Grad an
Anschaulichkeit dar. Er wird in erster Linie durch die Schilderung
der persönlichen Eindrücke gebildet. Vergleiche und
Metaphern spezifizieren das Gesagte noch um weitere Schritte in
Richtung Einzigkeit des Erlebten. 
 Diese Auffassung vom Individualbegriff weicht von der gängiger
Logiken ab. Aber mir erscheint nirgends ein Begriff so
individualisiert, wie in der Schilderung einer individuellen
Situation, welche die Grenzen der Sprache durch Metaphern und
Vergleiche ein Stück weit über das Angelernte und
Vorfindliche der Sprache hinausschiebt. 
 
  
 
 
| 
	Analoge Termini Termini |  
|  |  
| 
	LAUSBERG Bd. 1 S. 232
	ff., 419 ff. : "similitudo",              S. 285  ff.
	: "metaphora" |  
| 
	LEMMERMANN S. 111 ff. :
	"Vergleich", S. 115 ff. :  "Bild" |  
|  |  
| 
	THALMAYR S. 84 ff. :
	"Metaphorik" (Textbeispiele) |  
|  |  
| 
		LINK  S. 149 ff. : "Metapher", S. 165 "Pictura",
		  306 ff. : "epische Vergleich" |  2. Das Wort "piyu"譬
pi
ist eine Art des Sagens, das auf das Verstehen des Du bezogen ist.
Seine Funktion ist es, das Unverständnis des Du in ein
Verständnis in der Weise überzuführen, dass der
Erklärungsweg vom Bekannten zum Unbekannten führt. Das Ich
verwendet das dem Du Geläufige als Vergleichsgrundlage, damit
das Du im Unbekannten das Bekannte wiedererkennt. Das dem Du
Geläufige ist in der Regel das, was seiner unmittelbaren
sinnlichen Erfahrungswelt entstammt. 喻
yu
bedeutet "(eingehend) erläutern" (喻之以理
yu
zhi yi li "(eingehend)
erläutern, damit es verstanden wird").
 
Durch das Wort "piyu", "illustratives Erläutern",
wird der Sachverhalt des eingehenden Erläuterns mithilfe des
illustrativen Vergleichs angezeigt. 3. Begriffsbestimmung 
	 
Das Piyu ist das Erfüllen signitiver Bedeutungen durch
Anschauungen. Ein sprachlicher Bedeutungsgehalt, welchem je nach Grad
der begrifflichen Abstraktion ein niedriger oder höherer
Anschaulichkeits-Grad eignet, wird durch Korrelierung (Relatoren =
Kopula: z.B. "ist", "ist wie" ) an konkrete
Beschreibungen mit Wörtern von geringem Begriffsumfang
(eventuell zusätzlich) anschaulich erfüllt. Die
beschriebenen Gegenstände können entweder imaginiert oder
real sein, in beiden Fällen gründen sie letztlich in der
Wahrnehmung der realen Welt, deren Ordnungsgefüge entweder
verändert oder bewahrt wird. 4. BeispieleIm folgenden ersten Beispiel im klassischen Chinesisch wird das
philosophische Problem Ist der Mensch von Natur aus gut?
behandelt. Die Behandlungsweise ist gleichnishaft. Im zweiten drückt
der Satz den allgemeinen Gedanken, dass nur ein ausgewogenes Maß
von Kummer den Menschen schadlos hält, ebenfalls auf
illustrative Weise aus. 
	| 
		Klassisches  Chinesisch |  
	| 
告子曰:
"性,
猶湍水
						也:
決諸東方則東流,
						 決諸西方則西流.
人性
						之無分於善不善也.
猶
						 水之無分於東西也."
						
孟子曰:
"水信無分於
					   
東西;
無分於上下乎?
						 人性之善也,
猶水之
						
就下也;
人無有不善,
						 水無有不下.
今夫水:
搏
					 而躍之,
可使過顙;
激而
				   
行之,
可使在山,
是豈水
					  之性哉,
其勢則然也.
人
				  之可使為不善,
其性亦
							猶是也.
 Gaozi yue: "Xing, you
tuan shui                            ye: jue zhu dong fang ze
dong liu,                jue zhu xi fang ze xi liu. Ren xing     
 zhi wu fen yu shan bu shan ye, you                
shui zhi wu fen yu dong xi ye."               Mengzi yue:
"Shui xin wu fen yu                 dong xi; wu fen yu shang
xia hu?                Ren xing zhi shan ye, you shui zhi        
jiu xia ye; ren wu you bu shan,                            
shui wu you bu xia. Jin fu shui: bo                er yue zhi, ke
shi guo sang; ji er                   xing zhi, ke shi zai shan,
shi qi shui           zhi xing zai, qi shi ze ran ye. Ren        
   zhi ke shi wei bu shan, qi xing yi                
you shi ye. | 
		Gaozi sagte: "Die Natur ist wie das strömende Wasser.
		Öffne einen Gang nach Osten und es fließt ostwärts,
		öffne einen Gang nach Westen und es fließt westwärts.
		Die Natur des Menschen kennt keinen Unterschied zwischen Gut und
		Nichtgut, ebenso wie das Wasser keinen Unterschied zwischen Osten
		und Westen kennt." Mengzi sprach: "Tatsächlich
		kennt das Wasser keinen Unter- schied zwischen Osten und Westen;
		kennt es aber auch keinen Unterschied zwischen oben und unten?
		Die Menschen- natur neigt zum Guten, ebenso wie das Wasser nach
		unten fließt. Unter den Menschen gibt es keinen, welcher
		nicht gut wäre, ebenso wie es unter den Wassern keines gibt,
		das nicht abwärts fließt. Was jetzt das Wasser angeht:
		Schlägt man es und  lässt es springen, so kann man es
		bis über die Stirn schicken; lässt man es anbrand- en
		und leitet es, so kann man es auf einen Berg schicken; aber ist
		das wirklich die Natur des Wassers? Man wendet Gewalt an, deshalb
		ist es so. Die Menschen können dazu gebracht werden, das
		Nichtgute zu tun, dabei wird ihre Natur auf eben diese Weise
		behandelt." (Menzius)
 
		
		 |  
	| 
		Modernes  Chinesisch |  
	| 
愁,
好像味精,
少放
						
一點,
滋味無窮;
多放了,
					   就要倒盡胃口.
 Chou, haoxiang weijing,
shao fang yidian, ziwei wuqiong; duo fangle, jiu yao daojin
weikou. | 
		Kummer, ist wie Glutamat, nimmt man nur ein bisschen, dann
		schmeckt es fabelhaft; nimmt man viel, möchte man sich
		übergeben. (Wu Yi "Reisstroh")
 
		
		 |  5. Sx ist PyDas Piyu ist eine Art der "Als-Auffassung". Die
"Als-Auffassung" ist ein Bewusstseinsakt, der darin
besteht, einen Gegenstand nicht nur als ihn selbst, sondern zugleich
als einen anderen aufzufassen ("X als Y auffassen").
Es muss zuerst der Gegenstand in seiner wirklichen Gestalt X bekannt
sein, damit er als ein anderer Gegenstand Y aufgefasst werden kann.
Mit "Wirklichkeit der Gestalt" ist nicht die objektive
Wirklichkeit, sondern die "Wirklichkeit" gemeint, wie sie
der Person  jeweils erscheint, also das, was sie subjektiv für
wirklich hält. Dem Bewusstseins-Gegenstand werden in der Als-Auffassung
insbesondere mithilfe sprachlicher Mittel Eigentümlichkeiten
zugesprochen, welche in Wahrheit nicht er, sondern ein anderer
Gegenstand besitzt. Ein Tisch, an welchem man anstößt und
sich wehtut, zum Beispiel, kann mit "blöder Tisch"
angesprochen, und auf diese Weise als eine handlungsfähige
verstandesbegabte Person aufgefasst werden, obgleich sich der
Sprecher möglicherweise bewusst bleibt, dass der Tisch, ein
Ding, seinem Wesen gemäß
keine Verantwortung zu tragen imstande ist. Formallogisch ausgedrückt lautet die Aussageform, wenn der
Gegenstand so beschrieben wird, wie er tatsächlich erscheint:
"Sx ist Px"
(Sx = Gegenstand X, welcher als Subjekt
eines logischen Urteils fungiert; Px =
Eigenschaft des Gegenstands X, welche in dem logischen Urteil als
Prädikat dem Gegenstand X zugesprochen wird). Wenn der
Gegenstand als ein anderer aufgefasst wird, hat die Aussage die Form:
"Sx ist Py"
(Py = Eigenschaft des Gegenstands Y, welche in dem
logischen Urteil dem Gegenstand X zugesprochen wird). Das heißt,
die Aussagen "Sx ist Px"
(der Gegenstand X hat die Eigenschaften von X) und "Sy
ist Py" (der Gegenstand Y hat die
Eigenschaften von Y) werden in der Als-Auffassung durch Austausch der
Prädikate zu "Sx ist Py"
(der Gegenstand X hat die Eigenschaften von Y) und "Sy
ist Px" (der Gegenstand Y hat die
Eigenschaften von X), wobei in der Regel nur eine der beiden
Möglichkeiten sprachlich verwirklicht wird (vgl. das
"Umstellspiel" in Wanqu  ("Hinführung"). Die formallogische Struktur eines Piyu-Satzes ist somit "Sx
ist Py" ("Sy
ist Px"). Es macht keinen
Unterschied, ob diese Form sprachlich durch "X ist Y"
("Schweigen ist Gold") oder "X ist wie Y"
("Schweigen ist wie Gold") verwirklicht wird, da in beiden
Fällen dem Subjekt Sx (Schweigen) die
Eigenschaft Py (Eigenschaft von Gold)
zugesprochen wird. Die Als-Auffassung ist auf diese Weise signitiv,
das heißt, das Zusprechen fremder Eigenschaften erfolgt
mithilfe sprachlicher Bedeutungen. 
 Ein Vergleich muss nicht anschaulich sein, wie der folgende
Beispielsatz zeigt: 
 "Wie
aber das Ich und das Objekt in allen möglichen Provinzen unserer
Existenz Korrelatbegriffe sind, die in der ursprünglichen Form
des Vorstellens noch ungeschieden liegen und sich aus ihr, das eine
am anderen, erst herausdifferenzieren – so
dürfte auch der selbständige Wert der Objekte sich erst an
dem Gegensatz zu einem selbständig gewordenen Ich entfalten."
 
 Das Piyu ist dagegen seinem Begriff nach stets anschaulich. Die
Anschaulichkeit ergibt sich, wie bereits dargelegt, insbesondere
durch das Verwenden von Wörtern von geringem Begriffsumfang, das
heißt, die Aussageform "Sx ist
Py" wird nicht, wie in dem gerade
angeführten Beispiel, durch abstrakte, sondern konkrete Wörter
verwirklicht. Zusammenfassend lässt sich formulieren: Vermöge des Piyu
wird ein Bewusstseins-Gegenstand nicht nur als er selbst, sondern
zugleich als ein anderer mithilfe sprachlicher Mittel aufgefasst, das
heißt, in logischen Urteilen werden ihm die einem anderen
Gegenstand eigentümlichen Eigenschaften als seine eigenen
Eigenschaften zugesprochen (Sx ist Py
). Das Benennen und Zusprechen der Eigenschaften erfolgt in
anschaulicher Weise vermittels inhaltsreicher Begriffe von geringem
Umfang. 6. Einteilung und ArtenDas "illustrative Erläutern"
wird nach ihren Bauelementen eingeteilt.
 
Die wesentlichen Bauelemente sind Subscriptio
(lat. "Unterschrift") und Pictura
(lat. "Bild").
Bei einem
Kirchenbild von Moses, zum Beispiel, der seinen Stab hebt und einem
Menschentross den Weg durchs Meer weist, und unter welchem die
Erläuterung steht: "Die Kinder
Israels gehen durch das Rote Meer",
ist das gemalte Bild die Pictura und die Erläuterung die
Subscriptio. Im folgenden wird das sprachliche Bild "Pictura"
genannt und der Sachverhalt, welchen es veranschaulicht,
"Subscriptio" (vgl. Xiangzheng ).
 
In dem Satz "Kummer ist wie
Glutamat" ist Kummer die
Subscriptio und Glutamat die Pictura. Subscriptio und Pictura können
entweder durch eine Gleichheits-Kopula
("ist wie"
 
) oder eine Identitäts-Kopula
("ist"
 
) verbunden werden.
 
Je nach Vollständigkeit, Art und Wegfall der Bauelemente
differenzieren sich die Unterarten.
  	 
|  Klassifikation - Überblick |  
| 
"Helles Erläutern"                           
														   
(Subscriptio,
Gleichheits-Kopula, Pictura)
 |  
| 
"Verstecktes Erläutern"
(Subscriptio,
Identitäts-Kopula, Pictura)
 |  
| 
"Kurzes Erläutern"
(Subscriptio,
	Pictura)
 |  
| 
"Leihendes Erläutern"                        
														   
   (Pictura)
 |  (1) Helles ErläuternDie Form, welche dadurch entsteht, dass Subscriptio
und Pictura durch eine
Gleichheits-Kopula miteinander verbunden werden, heit 明喻
mingyu
"helles Erläutern". Ein Beispiel im modernen
Chinesisch ist bereits oben
angeführt worden. Im folgenden Textauszug im klassischen
Chinesisch bildet die Tat des Himmels die Subscriptio, das Sprießen
des gefällten Stamms hingegen die Pictura. Pictura und
Subscriptio werden vermittels der Gleichheits-Kopula 若
ruo
"wie" am Anfang der Pictura verknüpft. 
	| 
		Beispiel |  
	| 
若顛木之有由蘖,
天
					   其永我命于茲新邑,
紹
						  復先王之大業,
底綏四
								
方.
 Ruo dian mu zhi you you
nie, tian                     qi yong wo ming yu zi xin yi,
shao fu xian wang zhi da ye, di sui si  fang. | 
		Wie der Stamm eines gefällten Baumes Sprößlinge
		und Keim- linge hat, wird der Himmel seine Dekrete in dieser
		neuen Stadt weiterhin über uns erlas- sen, der große
		Besitz der voran- gegangenen Könige wird weiter- geführt
		und erneuert, Frieden für die vier Gegenden [des Reichs]
		wird gegründet werden. ("Buch der
		Urkunden")
 
		
		 |  (2) Verstecktes ErläuternDie Verbindung von Subscriptio
und Pictura vermittels
einer Identitäts-Kopula heißt
隱喻
yinyu
"verstecktes Erläutern". Das Wort "wie" wird
gleichsam im Wort "ist" versteckt ("ist" = "ist
(wie)"), so dass zwar die Kopula selbst Identität
ausdrückt, im Sinnverständnis jedoch die Identität
durch Gleichheit ersetzt wird. Im folgenden Beispiel ist es die
Identität von Goldweide (Subscriptio) und Braut (Pictura),
welche durch das Wort 是 shi
"ist" (Identitäts-Kopula) auf der Satzoberfläche
behauptet wird. In Wirklichkeit ist jedoch nicht die Identität,
sondern das Ähnlichsein beider zu verstehen. 
	| 
		Beispiel |  
	| 
那河畔的金柳,
是夕陽中
					的新娘.
 Na hepan de jinliu,
shi xiyang zhong de xin niang. | 
		Die Goldweide am Ufer, ist die neue Braut
		in der Abendsonne. (Xu Zhimo
		"Cambridge")
 
		
		 |  (3) Kurzes ErläuternDie Verbindung von Subscriptio und Pictura durch bloßes
Nebeneinander- stellen ohne
Kopula trägt den Namen 略喻
lüeyu
"kurzes Erläutern". Im folgenden ersten Beispiel sind
es die Elemente "Furcht des Menschen" (Subscriptio)
einerseits und "Furcht des Schweins" (Pictura) anderseits,
welche durch das Nebeneinanderstellen aufeinander bezogen werden. Im
zweiten bildet die "Zeit" die Subscriptio und der
"Metallprüfstein der Liebe" die Pictura. Setzte man
anstelle des Beistrichs "ist wie" oder "ist" ein,
so entstünde ein "helles Erläutern"
beziehungsweise ein "verstecktes Erläutern". 
	| 
		Beispiele |  
	| 
人怕出名,
豬怕肥
						  
 Ren pa chuming, zhu pa
fei. | 
		Der Mensch fürchtet sich hervorzustechen, das Schwein, fett
		zu werden. (Sprichwort)
 
		
		 |  
	| 
 | 
		
 |  
	| 
時間,
愛情的試金石.
							
 Shijian, aiqing de
shijinshi. | 
		Zeit, Metallprüfstein der Liebe. (Hu Xiao
		"Heimatliebe")
 
		
		 |  (4) Leihendes ErläuternDiejenige Art des Piyu, welche
dadurch entsteht, dass einzig die Pictura gesetzt wird, heißt
借喻
jieyu
"leihendes Erläutern". Es wird gleichsam nur das Bild
von dem "hellen Erläutern", der vollständigsten
Form des Piyu, ausgeliehen. Der genaue Sinn, welchen es zu
veranschaulichen berufen ist, bleibt offen. Im folgenden zweiten
Beispiel, dem Sprichwort, wird dem Bild konventionell ein ganz
bestimmter Sinn zugeordnet, nämlich "faul sein".
Obgleich nicht konventionell fixiert, lässt sich beim dritten
Beispiel einigermaen sicher begreifen, was gemeint ist. Was jedoch
mit dem Bild des folgenden ersten Textauszugs angedeutet werden soll,
kann nur eine weiterausladende Interpretation der Gespräche
des Konfuzius zeigen. Vielleicht ist es die Tugendhaftigkeit des
Edlen, welchem Ausdauer und Beharrlichkeit eignen. 
	| 
		Beispiele |  
	| 
歲寒,
然後知松柏之
							
後彫也.
 Sui han, ran hou zhi song
bai zhi                      hou diao ye. | 
		Wenn das Jahr kalt wird, dann erst merkt man, dass Kiefern und
		Zypressen als letzte welken. (Konfuzius
		"Gespräche")
 
		
		 |  
	| 
 | 
		
 |  
	| 
三天打魚,
兩天晒網.
 San tian da yu, liang tian
shai wang. | 
		Drei Tage fischen, und zwei Tage die Netze sonnen. (Sprichwort)
 
		
		 |  
	| 
 | 
		
 |  
	| 
也許在讀一些書的時候,
				   你雖盡力誦記,
末了卻是
				   忘掉了.
但是不必以為無
				所獲得,
"入過寶山的人,
			  絕不會空回的."
 Yexu zai du yixie shu de
shihou,            ni sui jinli songji, moliao que shi wangdiao
le. Danshi bu bi yiwei wu suo huode, "ruguo baoshan de
ren, jue bu hui kong hui de." | 
		Beim Lesen von ein paar Büchern kann es unter Umständen
		passieren, dass man trotz eifrigem Memorieren zuletzt die Sache
		doch vergisst. Aber man darf deshalb nicht glauben, man bekomme
		nichts, denn "wer in den Schatzberg geht, kommt
		keinesfalls leer zurück." (Zhang Xiuya
		"Bücher")
 
		
		 |  
 B. Die Gebrauchsregeln
	
Ein Gegenstand soll nicht
	durch sich selbst oder allzu ähnliche Gegenstände
	veranschaulicht werden, da gleichsam das Licht, das sich selbst zu
	beleuchten sucht, erlischt. Illustrierendes und Illustriertes sollen
	verschieden sein, erst auf diese Weise offenbaren sich neue Merkmale
	(Verbot des Illustrierens durch sich selbst).
	(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  242) 
	
	
	
		| 
			Regelwidriges Beispiel |  
		| 
	榴橙像橘子. 
Liuchen xiang juzi. | 
			Orangen ähneln Mandarinen. (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S. 
			242) | 
Illustrierender und
	illustrierter Gegenstand sollen zwar verschieden sein, umgekehrt
	aber dürfen beide nicht ohne deutliche Gemeinsamkeiten sein.
	Ihre Ähnlichkeit ist
	Voraussetzung einer gelungenen Illustration (Verbot der
	Bezugslosigkeit). (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  242) Im
	folgenden ersten Beispiel sind die beiden Relate des Vergleichs zu
	verschieden. Erst im zweiten wird die Gemeinsamkeit durch den
	Vergleich von Interpunktion und Bedeutung der Genussmittel fasslich. 
	
	
	
		| 
			Regelwidriges Beispiel |  
		| 
	月兒像檸檬.
 Yueer xiang lingmeng. | 
			Der Mond sieht wie eine Zitrone aus. 
			                                      
			(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  42)           
																			
																			
											  
											   
			 |  
		| 
			Regelrechtes Beispiel |  
		| 
	煙酒之於人生,
	猶如
								 標點之於文字.
 Yanjiu zhiyu rensheng,
youru biaodian zhiyu wenzi. | 
			Alkohol und Tabak für das Men- schenleben, ist wie die
			Inter- punktion für die Schriftzeichen. (Werbetext)
 
			
			 | 
Um das ästhetische
	Empfinden (美感 meigan
	"Schönfühlen") nicht zu irritieren,
	darf das Vergleichsbild weder grob noch vulgär sein. Einzig als
	Teil der Dokumentation realer Begebnisse oder in der Parodie hat das
	Anstößige ganz allgemein eine Lizenz (Verbot des
	Anstößigen). (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S. 
	242) 
	
	
	
		| 
			Regelwidriges Beispiel |  
		| 
	臺北對於我的誘惑猶如一個
	曾經同過床的蕩婦
									 對已離她而去的男人一樣.
 Taibei duiyu wo de youhuo
ru yi ge cengjing tongguo chuang de dang fu dui yi li ta er qu
de nanren yiyang. | 
			Taibei übt eine Anziehungskraft auf mich aus, wie eine hin-
			und herschwankende Frau, mit der er einmal ins Bett gegangen
			ist, auf den Mann, welcher sie bereits verlassen hat. (Yu Lihua
			"Fohlen-Sammlung")
 
			
			 | 
Das illustrative
	Erläutern darf nicht unverständlich sein (Verbot des
	Obskurantismus). (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  243) Wie
	ist der Vergleich am Schluss des folgenden Beispiels zu verstehen?
	Worin genau liegt die Parallele zu den aufstrebenden Beamten? 
	
	
	
		| 
			Regelwidriges Beispiel |  
		| 
	自浮屠氏言因果禍福,
	而
				  為善獲報之說,
	深
中於人心,
	牢固而不可破.
					 士方其佔畢咿唔,
	則期報
						 於科第祿仕;
	或少讀古書,
					 窺著作之林,
	則責報於遐
					  邇之譽,
	後世之名.
	纂述
					  未及終編,
	輒冀得一二有
					  力之口,
	騰播人人之耳,
	以
				  償吾勞也.
	朝耕而暮
穫,
	一施而十報,
	警若沽
					   酒市脯,
	喧聒以責
	之貸者,
						又取倍
	稱之息焉.
 Zi Futu Shi yan yin guo
huo fu, er               wei shan huo bao zhi shuo, shen        
  zhong yu ren xin, lao gu er bu ke po. Shi fang qi zhan
bi yi wu, ze qi bao         yu ke di lu shi; huo shao du gu shu,
kui zhe zuo zhi lin, ze ze bao yu xia          er zhi
yu, hou shi zhi ming. Zuan shu wei ji zhong bian, zhe ji de yi
er you          li zhi kou, teng bo ren ren zhi er, yi          
chang wu lao ye. Chao geng er mu               huo, yi shi
er shi bao, jing ruo gu              jiu shi fu, xuan guo yi
ze zhi daizhe, you qu bei cheng zhi xi yan. | 
			Seit ein gewisser Herr Buddha über Ursache und Wirkung von
			Glück und Unglück gesprochen hat, hat sich die Lehre
			von der Vergeltung guter Taten tief in das Bewusstsein der
			Menschen gegraben und ist zu einem unzerstörbaren
			Glaubensgut geworden. Nachdem die Beamten ihre Vorhersagungen
			gemacht hatten, fingen sie an, zu schimpfen und knüpften
			daraufhin ihre Hoffnungen an das kaiserliche Examen, das
			Einkommen und das Beamtersein; man beschäftigte sich wenig
			mit den alten Büchern, jene Werke aber, mit denen sie sich
			auseinandergesetzt hatten  – egal ob es Klassiker aus der
			ferneren oder näheren Vergangenheit, ob es renommierte
			Bücher der späteren Generationen waren –, 
			kritisierten sie. Sie selbst hatten noch nichts zustande
			gebracht, bemühten sich aber bei jeder Gelegenheit –
			um sich für ihre Mühen zu entschädigen – 
			über einige der Autoritäten sich eine Reputation zu
			verschaffen und sich allgemein bei den Menschen bekannt zu
			machen. Sie wollten morgens den Acker bebauen, um abends zu
			ernten, wollten eine Sache machen und zehn Ergebnisse zeitigen,
			wie die Weinkäufer und Markthändler lärmten
			und tadelten sie ihre Kreditnehmer, um aber hernach das
			Doppelte, das sie Zinsen nannten, zu kassieren. (Zeng Guofan
			"Porträt")
 
			
			 | 
Illustrierender und
	illustrierter Gegenstand dürfen nicht mit Gewalt verbunden
	werden. Sie sollen natürlich zusammenstimmen (Verbot der
	Disharmonie). (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  243) Im
	Textauszug ganz oben
	beispielsweise vergleichen Gaozi und Menzius die menschlichen Natur
	mit dem Lauf des Wassers. Das Wasser kann im natürlichen
	Strömen belassen nur nach unten fließen, die
	menschliche Natur hingegen ist – Menzius zufolge – von
	Natur aus gut, geht also gleichsam nach oben. Der Sachverhalt
	und seine Illustration stimmen in diesem wesentlichen Punkt nicht
	überein. (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  244)
Die Funktion des illustrativen
	Erläuterns besteht im Fasslichmachen schwerverständlicher
	Sachverhalte. Diese Aufgabe kann nur dann gelingen, wenn der
	Rezipient mit dem illustrierenden Bild vertraut ist, andernfalls er
	wiederum einen Vergleich bräuchte, um den obskuren Vergleich zu
	verstehen, wodurch sich das Problem nur verschieben würde. Aus
	diesem Grund soll das pädagogisch angewandte Vergleichsbild
	nach Möglichkeit dem Leser oder Hörer vertraut sein
	(Forderung nach Vertrautheit).
	(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  246) Unterstellt man dem folgenden ersten Textauszug das
	Ziel der Verständniserleichterung, dann versagt der Vergleich
	allerdings, denn wem sind schon die Laute des Leopards geläufig?
	Das Zerstören einer Sandburg hingegen – siehe das zweite
	Beispiel – dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit
	jedem vertraut sein. Beides ist relativ, relativ auf das Publikum. 
	
	
	
		| 
			Regelwidriges Beispiel |  
		| 深巷寒犬,     
穫吠聲如豹.
 Shen xiang han quan,     
												fei
sheng ru bao. | 
			Tief in der Gasse ein frierender Hund, / kläfft wie ein
			Leopard. (Wang Wei "Wang
			Wei und Pei Di")
 |  
		| 
			Regelrechtes Beispiel |  
		| 
	你們喜歡制定法律,
	然而
				   你們更喜歡破壞它.
	像
							孩子們在海邊嬉戲,
	耐心地
				   筑一座沙塔,
	卻在笑聲
					   中摧毀它.
 Nimen xihuan zhiding
falü,  raner nimen geng xihuan pohuai ta. Xiang haizimen
zai hai bian xixi, naixin de zhu yi zuo shata, que zai xiaosheng
zhong cuihui ta. | 
			Ihr macht gerne Gesetze, noch lieber aber macht ihr sie kaputt.
			Wie Kinder, die am Strand spielen und geduldig eine Sandburg
			bauen, sie dann jedoch lachend zerstören. (Ohne
			Quellenangabe)
 
			
			 | 
Das illustrative
	Erläutern soll das Unsinnliche, wie beispielsweise eine
	abstrakte Theorie, aber auch eine Gefühlsstimmung,
	versinnlichen (Forderung nach Sinnlichkeit).
	(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  247) 
	
Das illustrative Erläutern
	soll die Phantasie in Gang setzen (Forderung nach
	Phantasieerregung). (黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  248)
	Der illustrative Faden des folgenden vorbildlichen Beispiels
	lässt sich weiterspinnen. Das Aufgehen der Sonne steht für
	die Jugendlichkeit, die Morgenstrahlen für die Klarheit und
	Frische des Benehmens, die warme Feldfarbe endlich für das
	warmherzig-gewinnende Wesen, wobei das Feld Reichtum des Bestehenden
	und Möglichkeit der Zukunft repräsentiert. 
	
	
	
		| 
			Regelrechtes Beispiel |  
		| 
	他的笑容很特殊,
	像是
						  一片朝陽蕩漾在褐色
							   的田野裏.
 Ta de xiaorong hen teshu,
xiang shi yi pian zhaoyang dangyang zai hese de tianye li. | 
			Er hat eine besondere Art zu lächeln, wie das Wogen während
			der aufgehenden Sonne im braunen Feld. (Zhong Ling
			"Amerika")
 
			
			 | 
Das illustrierende Bild
	soll der Situation des illustrierten Gegenstands entsprechen
	(Forderung nach Situationsadäquanz).
	(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  248) Die Sätze des folgenden Beispiels beschreiben
	in vorbildlicher Weise den Sonnenuntergang auf dem Schlachtfeld. 
	
	
	
		| 
			Regelrechtes Beispiel |  
		| 
	太陽在黃云後沉落,
血紅帶紫,
	像開了膛的
人心.
 Taiyang zai huangyun hou
chenluo, xiehong dai zi, xiang kaile tang de renxin. | 
			Die Sonne versinkt hinter den gelben Wolken, das Blutrot trägt
			Purpur, wie ein Menschenherz im geöffneten Brustkorb. (Sima Zhongyuan
			"Totenschädelplatz")
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Die Illustration soll
	möglichst ein selbständiges Produkt des Autors sein.
	Übernommene Bilder
	verlieren schnell an Anschaulichkeit (Forderung nach Originalität).
	(黃慶萱 Huang Qingxuan: 修辭學 Xiucixue "Lehre vom Zurechtlegen der Worte", Taibei, Sanmin shuju 1988, S.  250) 
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